Key learnings:
– anders vorbereiten
– intensiver vorbereiten
Die ersten Interviews für Codonaut haben wir am Rande der Utopie-Konferenz an der Leuphana – Universität in Lüneburg geführt. Auf der dreitägigen Veranstaltung entwickelten junge Wissenschaftler und interessierte „Externe“ Utopien für die Zukunft, in der wir leben wollen.
Einer der Initiatoren der Konferenz ist der Philosoph Richard David Precht – ein meinungsstarker Medienprofi. Führe ich ein Interview dann für ein klassisch lineares Medium wie Zeitschrift oder Radio, habe ich immer auch die Längenbegrenzung im Hintergrund. Man hat nur so und so viel Zeichen auf einer Seite, oder auch nur drei Minuten für das Interview im Radio.
Eine non-lineare Erzählform wie die der Korsakow – Software braucht keine Längenbegrenzung. Im Gegenteil. Die Vorstellung von Begrenztheit schadet zunächst.
Sich als Journalist von der klassischen Vorstellung frei machen zu können, hat im ersten Schritt einen großen Vorteil. Man muss nicht mehr auf zugespitzte Aussagen des Interviewpartners hinarbeiten. Die Antworten können freier formuliert sein – denn wir haben ja Zeit. Beim Schnitt des Interviews mit Richard David Precht stellten wir dann fest, das er, der das zugespitzt Formulieren verinnerlicht und nahezu perfektioniert hat, diesen extra Freiraum (nach kurzer Eingewöhnung) zu nutzen wusste.
Die Antworten wurden ausführlicher und tangierten auch Themenfelder, die wir in der Vorbereitung gar nicht bedacht hatten. Und genau hier liegt die Herausforderung für den Journalisten in der non-lineare Erzählform.
Man muss sich breiter vorbereiten, denn man muss immer wieder damit rechnen, das aus der eher formalisierten Interviewform ein lockeres Gespräch wird. Das gilt gerade bei komplexen Themenfeldern wie dem der künstlichen Intelligenz. Das Gespräch als Journalist in diesem Umfeld auf Augenhöhe am Laufen zu halten setzt voraus, das man echtes Interesse an den Inhalten entwickelt hat, sich im Vorfeld ein breites Basiswissen angeeignet hat und natürlich den Antworten noch konzentrierter folgt als sowieso schon im klassischen Interview nötig.
Kurz gesagt: man benötigt eher die Fähigkeiten eines guten Talkshow – Moderators als die des fokussierten und effizient arbeitenden klassischen Redakteurs.